Tenenbom – „einer, der seine Feindbilder bestätigt finden möchte“

Unter dieser Überschrift habe ich wenige Tage nach Tovia Tenenboms Besuch in Nes Ammim im November 2013 darüber einen Bericht geschrieben und ihn auf meinem Blog www.stuhlmannzwischendenstuehlen.wordpress.com und jetzt auch in meinem gleichnamigen Buch publiziert. Sein Buch über deutsche Antisemiten in Israel ist im vorigen Jahr erschienen und bestätigt exakt meine Vermutungen von damals.

Auch Nes Ammim versucht er Antisemitismus anzudichten. Die angeblichen Zitate von Freiwilligen aus Nes Ammim sind samt und sonders frei erfunden. Ähnliches höre ich von anderen seriösen Organisationen in Israel. Wir hatten ihn und seine Frau am Erev Shabbat zum Essen eingeladen. Er macht sich lustig über die Aussprache der hebräischen Segenssprüchen durch die Freiwilligen, die erst vor kurzem begonnen haben, Hebräisch zu lernen. In Ermangelung weiterer Zeugnisse unseres Antisemitismus bringt er Nes Ammim in Zusammenhang mit der Stadt Akko in unserer Nachbarschaft – und zeigt einmal mehr seine Unkenntnis über Land und Leute in Israel. Er vermisst Juden und jüdische Zeugnisse in der Altstadt, kennt also weder die Synagoge dort noch die Juden in der Altstadt, die sie pflegen, – und schließt daraus auf den dort herrschenden Antisemitismus, mit dem Nes Ammim angeblich paktiere.

Für mich ist die Causa Tenenbom ein Paradebeispiel dafür, wie eine geschickte Vermarktung dazu führt, dass die gesamte Republik über ihn spricht und seine Bücher kauft. Selbst einige meiner Freunde sind ihm auf den Leim gegangen. Seine Botschaft ist so klar und sein Feindbild so einladend, dass niemand sich mehr die Mühe macht, seine Thesen zu hinterfragen und seine Methoden zu bezweifeln. Wer glauben will, dass der Staat Israel Opfer, nichts als Opfer ist und alle, die sich für Frieden und Verständigung einsetzen, Antisemiten sind und alles Elend der Welt nicht nur in dieser Region das Werk einer islamischen Weltverschwörung ist, der findet sich hier bestens bestätigt. Und ich bin sicher, dass er sich insgeheim ins Fäustchen lacht ob all der Dummerjans, die ihn in den Himmel loben und seine Bücher kaufen, weil sie seine fiction & fantasy für Dokumente und Tatsachen halten.

Erev Shabbat in Nes Ammim

Erev Shabbat in Nes Ammim

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1 Response to Tenenbom – „einer, der seine Feindbilder bestätigt finden möchte“

  1. Lieber Rainer, genauso ist es uns seinerzeit mit Susan Nathan gegangen, die den Bastei-Bestseller: “Sie gaben mir Dornen” geschrieben hat – auch da ist jedes Wort verdreht zur Bestätigung ihrer These, kein jüdischer Israeli außer ihr (gerade aus Südafrika eingewandert und in eine arabische Stadt gezogen…) gäbe sich irgendwie mit den arabischen Mitbürgern ab. Was man da über Sha’ar laAdam – Bab l’il Insan und die invorlierten Menschen liest, ist so krass verdreht, dass man auch die anderen Aussagen in ihrem Buch sehr bezweifeln muss – auch wenn das Thema durchaus lohnend ist. Diskriminierung gibt es durchaus – aber es gibt außer ihr auch andere, die sich dagegen engagieren. Unfein, diese zu diskreditieren und schlecht zu machen! Danke für Dein Buch im Übrigen – ich lese es gerade mit viel Gewinn!

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